Gold: 2.244,87 € 0,00 %
Silber: 26,93 € 0,00 %
Stand: 23.01.2023 von Hannes Zipfel
Nach dem Erreichen wichtiger Widerstände können die Preise für Gold und Silber ihre anfänglichen Gewinne am Montagmorgen nicht halten. Damit wird eine technische Korrektur der Spot-Preise nun sehr wahrscheinlich, bevor die Notierungen im nächsten Anlauf die charttechnischen Hürden nach oben erneut in Angriff nehmen sollten.
Gold- und Silberpreise kurzfristig günstiger

Folgende Termine sind für die kurzfristigen Preisveränderungen bei Gold und Silber in der KW 4 relevant (in China bleiben die Börsen wegen des Neujahrsfestes ganzwöchig geschlossen):

  • Montag: Rede der EZB-Präsidentin Christine Lagarde beim Jahresempfang der Deutschen Börse AG (19:10 MEZ), Monatsbericht der Bundesbank (BuBa) zur deutschen Wirtschafts- und Inflationsentwicklung
  • Dienstag: GfK-Konsumklimaindex Deutschland für Februar (e: -33,0 | Jan.: -37,8), US-Einkaufsmanagerindex Industrie Januar (e: 46,0 | Dez.: 46,2)
  • Mittwoch: Ifo-Geschäftsklima-Index Januar (e: 90,2 | Dez.: 88,6)
  • Donnerstag: Verkäufe neuer Häuser USA im Dezember (e: 619k | Nov.: 640k)
  • Freitag: US-PCE-Preisindikatoren, Verfallstag für Gold- und Silber-Terminkontrakte in den USA, COT-Reports zu Gold und Silber der US-Terminmarktaufsichtsbehörde CFTC (21:30 Uhr MEZ).

Goldpreis mit Verschnaufpause

Nach der fulminanten Preisrallye seit Anfang November 2022, die den Goldpreis um knapp 300 US-Dollar pro Unze bzw. 18,4 Prozent ansteigen ließ, war eine Konsolidierung überfällig und scheint nun die Kursentwicklung in dieser Woche zu bestimmen.

Noch liegt der Goldpreis komfortabel über der psychologisch wichtigen 1.900 US-Dollar-Marke pro Feinunze (Spot-Preis) und auch der kurzfristige Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt.

Goldpreis in US-Dollar

Doch die Oszillatoren RSI und Stochastik weisen eine negative Divergenz auf. Diese entsteht, wenn der Basiswert (in diesem Fall der Goldpreis), ein neues zyklisches Hoch erreicht, während der RSI-Indikator zeitlich korrespondierend kein neues höheres Hoch ausbilden kann. Dann liegt eine sogenannte negative bzw. bearishe Divergenz vor.

Auch die Terminmarktdaten signalisieren kurzfristig Korrekturpotenzial. So liegt der für das kurzfristige Timing relevante COT-Index (rote Linie ganz unten) bei einem Wert von aktuell 0 und damit im extrem „überkauften“ Bereich (Kontraindikator).

Gold COT-Index

Der Grund dafür ist der, dass mittlerweile wieder vermehrt große Spekulanten (grüne gestrichelte Linie in der Mitte) auf steigende Goldpreise wetten und damit das Reservoir an neuen Käufern zumindest am Terminmarkt limitiert ist.

Da der Terminmarkt aufgrund der extrem hohen Umsätze im Vergleich zum physischen Markt für die Preisbildung sehr bedeutsam ist, signalisiert der COT-Index kurzfristig noch einmal günstigere Kurse in den kommenden Handelstagen.

Auch die Zuflüsse in die globalen Gold-ETFs (Exchange Traded Funds) waren zuletzt v. a. in Europa (grüner Balken) negativ, was eine Umschichtung von Kapital raus aus Gold in andere Anlageklassen bedeutet (Cash, Anleihen, Aktien etc.):

The World Gold Council; GoldHubQuelle: The World Gold Council; GoldHub

Konstruktiv zu werten ist, dass in Nordamerika die ETF-Zuflüsse zuletzt wieder in den positiven Bereich gedreht haben.

Gründe dafür können sein, dass in den USA das Bewusstsein für eine heraufziehende Rezession aktuell größer ist als in Europa, da auch die Konjunkturindikatoren sich verschlechtern, anstatt sich wie in Europa leicht zu verbessern.

Zum anderen laufen die Aktienmärkte in Europa aktuell deutlich besser als die jenseits des Atlantiks und deutlich besser als der Goldpreis in Euro.

Assetklassen Euro: DAX vs. Nasdq vs. Gold

Wilder Ritt beim Silberpreis

Der Silberpreis erlebt zum Wochenauftakt nach einem positiven Start am Montagmorgen einen regelrechten Mini-Crash (aktuell -4,6 Prozent auf Tagesbasis). Während sich der Goldpreis mit lediglich -0,1 Prozent relativ stabil halten kann.

Auch bei Silber zeichnet sich im kurzfristigen Bild eine Korrekturbewegung ab, nachdem es dem weißen Edelmetall nicht gelungen war, sich nach mehreren Anläufen preislich über der mittelfristigen Abwärtstrendlinie (rot gestrichelt) zu etablieren und der kurzfristige Aufwärtstrend zudem nach unten durchbrochen wurde.

Wichtig wäre, dass sich der Kurs schnell wieder über die 50-Tage gleitende Durchschnittslinie erholen kann (lila Linie).

Silberpreis in US-Dollar

Der jüngste Rücksetzer hat bereits zu einer deutlichen Bereinigung der „Überkauftheit“ bei den Oszillatoren (RSI und Stochastik) geführt.

Der nächste Angriff auf die obere Begrenzungslinie ist wegen der bevorstehenden geldpolitischen 180-Grad-Wende in den USA nur eine Frage der Zeit.

Frühindikatoren weisen klar in Richtung US-Rezession

Die am Montag veröffentlichten US-Konjunkturfrühindikatoren des Conference Boards zeigen den neunten Monat in Folge einen Rückgang und fielen mit -1,0 Prozent (e: -0,7 Prozent) erneut schwächer aus als erwartet.

Frühindikatoren weisen klar in Richtung US-Rezession

Damit rückt ein geldpolitischer Kurswechsel der US-Notenbank erzwungenermaßen näher, was perspektivisch negativ für den US-Dollar und positiv für die Entwicklung der Gold- und Silberpreise sein könnte.

US-Notenbank agiert blind im Elfenbeinturm

Nachdem sich die Inflationsrate in den USA zügig zurückbildet und je nach Berechnungsmodell bereits im zweiten Quartal bedingt durch Basiseffekte aus dem Vorjahr unter den aktuellen Leitzins der US-Notenbank (Fed) fallen wird, wollen die US-Geldpolitiker dennoch die Zinsen auf über 5 Prozent anheben.

In einer Volkswirtschaft, die mit einer Gesamtverschuldung von aktuell knapp 94 Billionen US-Dollar und jährlichen Zinszahlungen von 3,7 Billionen US-Dollar belastet ist, kann dies nur in einer ökonomischen Katastrophe enden.

Denn 3,7 Billionen US-Dollar Zinsen (Tendenz stark steigend) entsprechen bereits 15,4 Prozent des gesamten jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA.

Zinsanhebungen wirken sich erfahrungsgemäß erst mit einer Zeitverzögerung von drei bis neun Quartalen auf die Realwirtschaft und den Arbeitsmarkt aus. Die Fed begann vor 10 Monaten mit den ersten Zinsschritten, die Kredite aller Art seitdem immer mehr verteuern.

Es ist in Anbetracht der Rekordimmobilienpreisblase in den USA nur eine Frage der Zeit, bis auch der US-Häusermarkt, ähnlich wie der in Kanada, Australien, China oder Schweden kollabiert, die Arbeitslosigkeit zunimmt und der Ruf nach Zinssenkungen immer lauter wird.

Andernfalls droht wie 2008 in der Weltfinanzkrise das globale Finanzkartenhaus unter der Zinslast und erodierenden Vermögenswerten, die im Gegenzug auch Kreditsicherheiten darstellen, in einer bereits bekannten Domino-Dynamik zu kollabieren.

Vor diesem Hintergrund und aus der Erfahrung der letzten Krisen, resultierend aus verfehlter Geldpolitik und hoffnungsloser Überschuldung, können Preisrücksetzer bei den Edelmetallen zum Aufbau bzw. zur Aufstockung von bestehenden Positionen genutzt werden.

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von solider Anleger | 25.01.2023, 15:08 Uhr Antworten

"Gold- und Silberpreise kurzfristig günstiger"????
Warum sollte man jetzt, wo RSI eindeutig im überkauften Bereich steht, einsteigen? Sollen hier Leute bei steigenden Kurs "auf das Schlachtfeld" geführt werden? Metalle kauft man am besten gestaffelt. Dann bei RSI = 30 und möglichst nur am unteren Bollinger Band.

von Ballistikwumms | 24.01.2023, 01:55 Uhr Antworten

Man kann es auch so sehen: Pellets und Öl kosten zwar doppelt so viel, aber man bekommt nun ca. das 6-Fache an Zinsen, plus hohe Vola bei Metallen auf hohem Niveau zum Wellenreiten. Gut für Investitionen mit Risiko und Backup in Cash. Man kann fast 50/50 gehen. Wermutstropfen ist tatsächlich die Gefahr des Systemcrashes, aber hey, wer 2008 einfach nur zur Arbeit gegangen ist (gehen konnte), und von sonst nix eine Ahnung, der hat die Wirtschaftskrise gar nicht mitbekommen.

2 Antworten an Ballistikwumms anzeigen

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